Direkte Richterkante und kein Auto
Im April war es wieder soweit. Eine Mehrseillänge stand am Programm: Die direkte Richterkante. Die Anreise mit dem Bus ins Höllental funktioniert im Regelfall gut – wenngleich man sicher nicht Erster ist. Angekommen am Parkplatz, war dieser bereits voll. Auch hallten ständig Seilkommandos durchs Tal, was auf eine hohe Anwesenheit von Kletterern schließen ließ. Der Zustieg führt recht weit zurück ins Tal – zum Schluss noch ein steiles Waldstück nach oben. Angekommen beim Einstieg, warteten bereits 2 Seilschaften. Nach endlosem warten waren wir endlich an der Reihe. Aus Respekt von dem was ich gesehen hab (die meisten haben sich da raufgeplagt), hab ich den Vorstieg gleich mal verweigert (nach der 2. SL wollte ich von Vorsteig gar nichts mehr wissen).
Am 1. Stand angekommen. Eine ungarische Seilschaft kam von unten gleich nach und rief uns schon entgegen, ob sie durchziehen können (1. Stand auslassen). Najo – “Nein” kann man nicht sagen – also macht halt … Dann wieder 10 Minuten warten bis er den 1. Zug der 2. SL geschafft hat – die Zeit zog ins Land … Immer wieder zischten Steine vorbei … Es machte Laune dort zu warten … Bis zur 9. Seillänge fand ich die Route doch sehr anspruchsvoll – die Sicherungsabstände waren auch nicht gerade gering. Die 10. Seillänge hatte noch eine 6er Stelle – bzw. 3+ ungesichert umgehen. In der 3+ war aber ein Baum reingefallen – wäre nicht so einfach gewesen da vorbei zu kommen. Die Zeit war auch schon fortgeschritten. Da die Wand linkerhand steil bergabfiel, aber immer wieder Plateaus und eine Menge Bäume zu sehen waren, entschieden wir uns für schnelles abseilen – so die Theorie. 1. Abseillänge ging problemlos. Wir kamen in eine andere Route – 2. Abseillänge also von einem Stand mit Klebehaken – was will man mehr. “Violett zieht” – also runter die 2. Abseillänge. Als wir beide unten angekommen sind – “Violett zieht” nicht – auch nicht grün. Jegliche Versuche die Seile frei zu bekommen sind gescheitert. Also musste ich wieder rauf, um zu schauen, wos hakt. Münchhausentechnik bot sich wegen den komischen Festbuckeln an. Schnell oben angekommen: Das Seil hat sich an einem Baumstumpf verfangen – schlampig gewesen beim Abseilen … Seil ausgedreht und wieder runter. Trotz 2 x 60m dauerte es doch ein Weilchen, bis wir am Wandfuß standen. Ein Blick auf die Uhr – letzter Bus war weg. Es fing bereits zu dämmern an und wir mussten noch ein Geröllfeld runter. Als wir wieder am Wald ankamen, war es bereits dunkel. Stirnlampen? Tjo – nimmt man ja nicht mit, wenn man sich sicher ist, rechtzeitig wieder unten zu sein … So tasteten wir uns durch den Wald – das Handy spendete das nötigte Licht … Dann kamen Lichter von hinten. Zwei Polen waren auch spät dran und wir gingen so zum 3km entfernten Campingplatz. Um 22:00 angekommen hatten wir Glück: Der Wirt hat uns noch Essen gemacht und wir bekamen noch ein Zimmer. Am nächsten Tag gingen wir dann zu Fuß zum Bahnhof – eine sehr schöne Wanderung.
Fazit: Mit Auto wäre es wahrscheinlich weniger spannend gewesen – aber das ist ja nicht das erste Mal, dass uns das passiert.